Freie Beerdigung in der Schweiz: Abschied feiern ohne Kirche
- Lina spricht

- 6. Apr.
- 3 Min. Lesezeit

Warum immer mehr Menschen sich für eine freie Trauerfeier entscheiden
Noch nie waren Familien so vielfältig geprägt wie heute: gläubig, säkular, atheistisch, spirituell. Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst gegen die Mitgliedschaft in einer Glaubensgemeinschaft – und stehen beim Tod eines Angehörigen plötzlich vor der Frage: Wer hält jetzt die Abschiedsrede? Viele ahnen gar nicht, dass eine kirchliche Beerdigung dann oft nicht mehr möglich ist. In der Not wird schnell eine Lösung gesucht – manchmal vom Bestatter selbst. Doch eine freie, humanistische Beerdigung ist viel mehr als nur ein paar vorgelesene Lebensstationen. Sie ist persönlich, individuell, ehrlich – und bietet Raum für echte Erinnerungen.
Was unterscheidet eine freie Beerdigung von einer kirchlichen?
Freie Trauerfeiern haben keinen festen Rahmen. Sie sind persönlicher als klassische Zeremonien. Ich nehme mir Zeit, euch kennenzulernen: Was hat den oder die Verstorbene ausgemacht? Welche schönen (und manchmal auch schwierigen) Seiten gab es? Keine 08/15-Texte, keine standardisierten Passagen.
Ihr entscheidet: Gedicht, Musik, vielleicht eine Lebensgeschichte statt eines Lebenslaufs? Möchtet ihr selbst Worte sagen? Oder braucht ihr meine Unterstützung? Wir sind frei – frei von Dogmen, frei von starren Riten.
Und wenn euch alles zu viel ist: Ich führe euch behutsam und mache gezielte Vorschläge.
Wie sieht Trost bei einer humanistischen Trauerfeier aus?
Für Humanist:innen endet das Leben mit dem Tod. Wir trösten nicht mit Versprechen auf ein Jenseits – sondern mit dem, was wirklich bleibt: die Erinnerungen an gelebtes Leben. Es geht darum, den Menschen in unseren Herzen lebendig zu halten: Die Art, wie er gelächelt hat. Ihre Gesten, sein Humor, ihr Rat in schwierigen Momenten. Diese Erinnerungen tragen uns – sie geben Kraft, Halt und Wärme, auch wenn der geliebte Mensch nicht mehr da ist. Trost entsteht in einer humanistischen Abschiedsfeier durch die gemeinsame Erinnerung, das ehrliche Benennen der Trauer und den Mut, den Weg weiterzugehen – nicht allein, sondern gestützt von der Liebe der Gemeinschaft. Nicht ein Versprechen auf ein Wiedersehen gibt Halt, sondern das Wissen, dass ein Leben Spuren hinterlassen hat, die bleiben.
Wie läuft eine freie Beerdigung ab?
Es gibt keinen vorgeschriebenen Ablauf oder Ort. Aber oft folgen freie Feiern einer sanften Struktur:
- Begrüssung
- Lebensrückblick
- Musik oder Rituale
- Gemeinsame Erinnerungen
- Worte des Trostes
Alles entsteht in Absprache mit euch. Fühlt ihr euch überfordert, leite ich euch behutsam durch die Möglichkeiten.
Schöne Rituale für konfessionslose Abschiede
Rituale geben Halt – auch ohne Religion.
Einige Beispiele:
- Wasserbestattung: Die Natur ins Abschiednehmen einbinden.
- Feuer und Schreiben: Gedanken aufschreiben und verbrennen – besonders für Kinder hilfreich.
- Kerzenrituale: Licht als Symbol des Erinnerns und Loslassens.
Asche verstreuen in der Schweiz – das musst du wissen
In der Schweiz gibt es keinen allgemeinen Friedhofszwang für Kremationsasche.
Das Verstreuen in der Natur ist unter bestimmten Bedingungen erlaubt:
- Wälder: Asche darf oft in einem mindestens 30 cm tiefen Loch verstreut werden, mit Abstand zu Wegen und Plätzen. Zustimmung der Waldeigentümerin oder des Waldeigentümers ist meist nötig.
- Gewässer: In vielen Kantonen (z. B. Thurgau, St.Gallen) ist das Verstreuen in Seen oder Flüssen aus Umweltschutzgründen verboten. Im Kanton Zürich ist es unter bestimmten Auflagen aber zum Beispiel erlaubt.
- Luftbestattung: Das Verstreuen der Asche aus einem Flugzeug oder Ballon ist grundsätzlich erlaubt – aber bewilligungspflichtig.
Vor dem Verstreuen der Asche sollte man sich bei der zuständigen Behörde informieren und nötige Genehmigungen einholen.
Typische Fragen von Angehörigen
Viele Angehörige sind im Moment des Abschieds völlig überfordert. Die häufigsten Fragen sind:
- Was ist überhaupt eine freie Trauerfeier?
- Was kostet das?
- Wie gehe ich damit um, wenn der Verstorbene schwierig war?
- Was, wenn ein Suizid vorliegt?
Ich bespreche mit euch behutsam, was in der Rede Raum finden soll.
Wie gehen wir mit schwierigen Biografien um?
Manche Lebensgeschichten sind nicht einfach.Vielleicht war der oder die Verstorbene nicht immer freundlich, manchmal schwierig, vielleicht sogar verletzend. Gerade dann fragen sich Angehörige: Was darf – und was soll – in einer Trauerrede gesagt werden? Mein Ziel ist es immer, einen Abschied zu gestalten, der ehrlich und respektvoll ist – ohne abzurechnen. Eine Trauerfeier ist kein Ort für Vorwürfe. Stattdessen schauen wir gemeinsam, wie wir auch schwierige Seiten würdevoll und feinfühlig ansprechen können – oder bewusst in den Hintergrund treten lassen, wenn es für euch besser ist.
Unsicherheiten und Ängste – das ist normal
Familien sind heute bunt gemischt. Eine freie Feier schafft einen Raum, der alle abholt – weil sie Trost über Erinnerungen spendet, nicht über Glaubensfragen. Ein humanistischer Trost tröstet alle – ein religiöser Trost erreicht nur die Gläubigen.
Was ich euch mitgeben möchte
Sprecht zu Lebzeiten mit euren Liebsten über eure Wünsche. Es ist viel einfacher, wenn man das Thema einmal angesprochen hat.Ihr seid frei zu wählen, was ihr möchtet – auch im Abschied.
Passt eine freie Trauerfeier zu euch?
Oft bleibt im Todesfall wenig Zeit für grosse Überlegungen. Überlegt euch gut: Möchtet ihr einen standardisierten kirchlichen Abschied – oder eine individuelle Feier des Lebens? Freie Redner:innen haben mehr Spielraum – und genau das macht oft den Unterschied.




Kommentare